Wandel und Transformation
von Gudrun Graf (Kommentare: 2)
Etora, Lanzarote, 1996

Die zu durchwandernden Landschaften werden uns eine Idee geben - von der Macht des Ein- und Ausatmens, der Ruhe und dem Verlust der Ruhe. Frieden und Krieg, Harmonie und Zweifel, Vertrauen und Verrat, Wachsum und Zerstörung. Wir werden die Spannungen fühlen, die diesen Polaritäten inne liegt.
Aber - genau aus dieser - auch inneren Gespanntheit unserer Seelen - wissen wir, ganz tief in uns, dass es immer weitergehen wird: Denn dies ist das Gesetz des Wandels.
Du überprüfst jetzt noch einmal, ob du ganz da bist - ganz entspannt liegt du hier und läßt dich durch den kleinen Wandel gleiten: Einatmen, Ausatmen, Spannung, Entspannung, Einatmen, tief Ausatmen
Immer tiefer atmest du dich in deine Entspannung - ein, aus. Und so hat sich deine unsterbliche Seele wieder einmal auf die Reise gemacht.
(Vom Heiligen Berg und dem Fluss Mekong)
Es ist dunkel um dich und trotzdem gehst du weiter, ohne Angst. Du ahnst, dass du dich im Inneren eines Berges befindest. Es ist stockdunkel und trotzdem siehst du hier drinnen. Du siehst - nein - erst hörst du es - ein Rauschen, dem du neugierig nachgehst - dann siehst du - inmitten dieses Berges - einen wunderbaren Wasserfall! Wie magisch angezogen eilst du hin und stellst dich darunter, unter das prickelnde, sprühende Wasser!
Und langsam, ganz langsam, durch den dich reinigenden und durchdringenden Strahl des Wassers fängst dein Körper an, sich aufzulösen ....
Du wirst zu Wasser und fließt, fließt weiter und wirst zu einem grünen See, spürst die Tiefe - weiter - wirst zum blauen See, in dem sich Steintropfen spiegeln. Du fließt über Kristalle, die dich reinigen und von denen du neue Energie gewinnst. Ewig möchtest du hier bleiben, denn du erkennst die Schönheit dieses Berges. Doch treibt dich etwas woanders hin, denn, wie ein Sog zieht es dich immer höher und höher. Es wird dir ganz eng zumute, beklommen - und plötzlich - ganz plötzlich - wirst du hinausgesprudelt - ausgespuckt vom Heiligen Berg!
Und du weißt, verspielt hin- und herschaukelnd, dass dies den Abschied vom Heiligen Berg bedeutet, denn - du ahnst es - ein langer, langer Weg liegt vor dir!
(Die Reise durch die Länder)
Du spürst Leichtigkeit und Fröhlichkeit, wie du so frisch und klar den Berg talwärts fließt.
Geschickt lernst du dich zurechtzufinden - so braust du dem Tal mit kindlicher Neugierde entgegen - über Steine hüpfend, spritzend, einmal ausweichend, dann sich hingebend - oder aufprallend und du spürst, dass du - immer - umfangreicher wirst! In dir trägst du die Weisheit des Heiligen Berges mit dir, so jung du auch noch bist. Auch weißt du, dass die Erde, durch die du dich gerade schlängelst, eine alte ist. Und du nimmst so viel wie möglich von ihrem Wissen auf! Dich umherblickend bemerkst du, wie du so weiterziehst, dass du nicht nur viel breiter geworden bist, sondern sich in dir allerhand schon angesammelt hat.
Eine leichte Spannung ergreift dich - weiter vorne scheint sich etwas zusammenzubrauen. Selbst die Wolken über dir scheinen sich ein wenig zu verdichten. Du spürst, du hast ein kleinwenig deiner Fröhlichkeit verloren. Dann fühlst du ein Schnellerwerden und du bist ganz aufgeregt - schneller - Wasserschnellen - und du schäumst auf vor Wut und vor der Angst, der Ungewissheit die nun Gewissheit wird - und mit einem kraftvollen Sog wirst du hinuntergeschleudert über abfallende Felsen - dort kommst du - innerlich und äußerlich brodelnd - wieder etwas zur Ruhe.
Die Landschaft hat sich verändert. So wie du. Braun bist du geworden, voller Schlamm und Erde. Und Baumstämme und allerhand Unrat führst du mit. Das Land, durch welches du fließt, vermittelt dir keine geheime Weisheit mehr, sondern „straffes Regime" und „Unterdrückung". Du möchtest da schneller durch, versuchst machtvoller zu werden und mit großem Druck brichst du aus dem angepassten Wasserbett aus, ergießt dich über Felder, reißt Tiere und Ernten mit dir fort - und nimmst jetzt auch diese Erfahrung mit auf deine Reise, bei der du immer noch breiter wirst, dunkler, wissender.
Jetzt bist du Grenze zwischen Diktatur und blutigem Krieg, Blut vermischt sich mit dir und du ersehnst die Landschaft jenen Landes, welches „Das Land des Lächelns" heißt, dort, wo die Menschen frei sind. Und endlich dort angekommen, weißt du aber auch, dass du hier nicht bleiben kannst.
Die tiefe Vergangenheit der Erde ist dir bewusst. So weißt du um das Gemetzel um dich herum. Landschaft um Landschaft - Kulturen werden zu Hochkulturen - und - zerfallen. Und du nimmst alles auf und drängst weiter. Du glaubst, es nicht mehr aushalten zu können und weißt gleichzeitig: Du kannst - Du kannst alles tragen, alles aufnehmen!
Du windest dich, weichst aus und doch geht es weiter und weiter.
Dein Wasser ist ganz rot geworden und angeekelt bildest du Flussarme und spreizt diene unzähligen Finger in innerer Abscheu weit von dir. Verzweifelt musst du erkennen, dass du auf diese Weise einen noch gewaltigeren Raum einnimmst, du das ganze Land unter dir in Besitzt genommen hast, anstatt, wie du glühend wünscht, aus Scham in den Boden zu versinken.
(leises Meeresrauschen, welches immer lauter wird)
Es ist eine Melodie, die dich weitertreibt, es ist das sanfte Grollen, schließlich riesige Wellen und mit einem Jubelschrei - der mehr nach Befreiung suchendes Schluchzen klingt- übergibst du dich in die erlösende, reinigende Kraft des wartenden Meeres!!
(National Park Malaysia)
Nach langer Zeit, du fühlst dich erleichtert - leichter - und wieder in Bewegung. Wieder ein leichter Sog, ein Dahingleiten, eine Bewegung, die dich wieder landeinwärts bringt.
Trotz deiner Leichtigkeit ist etwas in dir ganz alt. Ganz schwer. So wie die Erde, die du gerade - als Rinnsal durchdringend beginnst. Du fühlst diese Erde, alt, schwer und doch so voller Leben - beruhigend, wissend.
Diese Erde ist 159 Millionen Jahre alt! Erde, Dschungelerde und geistig erscheint vor deinen Augen Schild auf dem du in großen Buchstaben lesen kannst: National Park, 159 Millionen Jahre alt! (Dschungelmusik - tropischer ...). Du richtest deinen Blick auf den Himmel, den kannst du kaum erkennen, so hoch sind die riesigen Bäume, durch die du dich räkelst und fließt. Wie hoch die wohl sind, wie alt? Still bist du neugierig, überwältigt von der Schönheit des Ortes - im Inneren weißt du von der Existenz all der wunderbaren Kreaturen um dich herum: Bären, Faultiere di sich in den Ästen verstecken, auch Tiger schleichen herum und die Schlangen bringen sich schnell in Sicherheit. Große Tiere wie Elefanten, kleine, wie Blutegel - Tausende von Vögeln. Du fühlst, horchst und staunst.
Die Gerüche der Blumen und Pflanzen erinnern dich ans verlorene Paradies, die Pfahlbauten am Rande deines Ufers zeugen von menschlichem Leben, welches da ur-alt ist.
Du kannst deinen Wissensdurst und Übermut nicht bezähmen und so schickst du einen saftigen Teil von dir durch die mannshohen Wurzeln hinauf in einen starken, wunderbar schönen, uralten Baum, der da an der Lichtung steht.
Hinauf- hinauf - Meter für Meter - sogar Riesen sind klein von hier oben - während du den Dschungel von oben betrachtest - unten platscht eine riesige Echse in den Fluß. Und plötzlich dämmert in dir ein Gedanke: Hier waren einst schon andere drachenartige Wesen unterwegs! Ein riesiger Schatten fällt auf dich und erschrocken - den riesigen Baum hinunter, verbindest du dich mit dem sicheren Fluß.
Doch keine Riesenechsenfüße nähern sich, es sind die Wolken, ganz, ganz weit oben, die sich bedrohlich zusammenziehen.
(Das Feuer übernimmt die Macht - die Musik wird unruhiger)
Dein Weg lässt dich in den immer dichter werdenden Dschungel fließen. In dich hineinhorchend glaubst du, schon ewig unterwegs zu sein.Langsam steigen Erinnerungen in dir auf, und deine Oberfläche wird ganz unruhig, kräuselt sich angstvoll. Dunkle Ahnung fallen über dich her und du kannst nicht mehr ignorieren, dass seit geraumer Zeit sich alles zu verändern angefangen hat. Es ist heiß und stickig - viel mehr als üblich: Die Erde fühlt sich heißt und heißerwerdend an und deine Ahnungen werden zur flammenden Erinnerung: Die innere Welt - sie kocht! Grauen erfasst dich, als du dich an das Gesetz der Wandlung erinnerst!
Und schon gibt alles unter dir nach und du weißt, dass sich der Gegenpol des Wassers bereit gemacht hat, die Weltenordnung zu übernehmen: Das Feuer! Der alles verschlingende Vulkan! Die schützende Erde hat ihren Halt verloren, Berge öffnen sich, Gräben werden gerissen und von überall heraus bricht - schau, ja schau genau hin - Feuer: Glühende Steine, Lava - Tod und Zerstörung. Schwarz vor Trauer ist das Meer, das helfend nicht eingreifen kann - Rot der Rest der Welt und du schaust dir die Zerstörung genau an: JETZT
(Stille 3 M)
(dann traurige Musik, ein Stück - Stille wieder)
„Es ist still geworden, unheimlich still"
... Es ist still geworden, unheimlich still - unten auf der Erde.
Und so ist auch dein Schauen auf die Erde, auf den Ort, der dir einmal Heimat war.
(Vögel ...)
Jahrhunderte vergehen, du hast gewaltige Anstrengungen unternommen, dich wiederzufinden, dich zu sammeln und wieder versprühst du jenes Ziehen, Pressen, Loslassen und etwas drängt dich wie Tränen hinaus aus der Wolke, in der du dich zu Regen gewandelt hast!
Tropfenweise fällst du auf die zerstörte Welt - durch Jahrtausende - und jeder Tropfen, jede Träne, ist Medizin für den Stillstand.In dir die tiefe Weisheit, dass das Sanfte die Starre bezwingen wird, und ja - du hörst richtig - die Vögel sind zurückgekehrt.
Und wieder vergeht Zeit.
In einer Mulde, geschützt vorm Wind, hat sich ein Teich gebildet, auf dem Lotus blüht. Dahinter erkennst du einen dir wohlbekannten Berg. Langsam erinnerst du dich an den Beginn deiner Reise, wie du jetzt mit deinen Wassertränen den Stein bezwingst, um dir Zugang zurück zum Heiligen Berg zu verschaffen!
Doch deine Seele geht jetzt nicht mehr mit, mit dem Wasser.
Dankenden Herzens verabschiedest du dich bei deinen Tränen. Du hast auf dieser Reise viel gelernt - dich nochmals umschauend kannst du erkennen, dass Wachstum herrscht - das Grün der Welt hebt sich ab vom stolzen Blau des winkenden Meeres im Hintergrund. In dir klingt Fröhlichkeit und Vertrauen in die Richtigkeit des Wandels.
Und so atmest du dich zurück - in deinen Körper, der hier - in der Pyramide liegt . ..........
Diese Fantasiereise habe ich 1996 auf Lanzarote (Pluto) nach meiner Reise vom Fuße des Himalayas entlang des Mekong-Flusses bis nach Malaysia - Singapur - dann der Flug nach Lanzarote - geschrieben.
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Kommentar von Evelyne Trautmeier |
Lieben Gruss
Evy
Kommentar von Ilona Picha-Höberth |